Wie sicher sind Windenergieanlagen?
So selten sind Havarien bei Windenergieanlagen
Der Vorfall sorgte für Schlagzeilen: In Haltern am See brach 2021 eine neue Windenergieanlage kurz vor der offiziellen Einweihung um. Grund war, so stellte sich später heraus, eine Schwachstelle im Turm.
Bilder von umgestürzten Windrädern oder Videos, die brennende Rotorblätter zeigen, erlangen zuverlässig große Aufmerksamkeit. Und tauchen nicht regelmäßig Berichte von Havarien an Windturbinen auf?
Doch tatsächlich sind solche Vorfälle selten: Es gibt in Deutschland derzeit rund 30.000 Windenergieanlagen. Dass davon eine umstürzt, in Brand gerät oder ein Rotorblatt abbricht, ist extrem selten. Der Bundesverband Windenergie (BWE) führt seit 2005 eine interne Schadensstatistik, die zwar keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt, aber doch ein gutes Bild liefert. Dort wurden bis Mai 2024 insgesamt 134 Schadensereignisse verzeichnet. Davon waren
- 67 Brände
- 30 Rotorblattabbrüche
- neun umgeknickte Anlagen und
- fünf Abstürze von Gondel und Flügeln.
Der TÜV-Verband kommt zu höheren Zahlen und geht von rund 50 gravierenden Schäden an Windenergieanlagen pro Jahr aus. Dazu zählen Unfälle wie abknickende Türme und berstende Rotorblätter oder Brände nach Blitzschlag. Doch selbst diese Zahl ist angesichts eines Anlagenbestandes von fast 30.000 Windenergieanlagen sehr niedrig.
Dass Unfälle trotzdem so große Aufmerksamkeit auf sich ziehen, liegt auch an ihrer Seltenheit. Selbst überregionale Medien berichten.
Sicherer Aufbau und Betrieb dank regelmäßiger Prüfungen
Windenergieanlagen werden nicht nur vor ihrem Aufbau, sondern auch während des Betriebes regelmäßig geprüft. Sie gehören deshalb nach Einschätzung des TÜV Nord zu den sichersten Bauwerken in Deutschland.
Bevor eine Windenergieanlage in Deutschland überhaupt errichtet werden darf, muss der Anlagentyp zertifiziert und genehmigt werden. Basis dafür ist die Richtlinie des Deutschen Instituts für Bautechnik (DIBt). Wichtigster Inhalt dieser so genannten Typenprüfung ist die Bewertung der Standsicherheit über die angesetzte Lebensdauer – meist 20 Jahre.
Die Typenprüfung bildet dann die Grundlage für Genehmigungen nach Bundesimmissionsschutzgesetz BImSchG), ohne die in der Regel keine Windturbinen in Deutschland errichtet werden dürfen.
So oft muss eine Windenergieanlage zum „TÜV“
Wie ein Auto muss auch eine Windenergieanlage regelmäßig überprüft werden. Die so genannte „Wiederkehrende Prüfung“ erfolgt alle zwei bis vier Jahre und umfasst alle Komponenten, die für den sicheren Stand der Anlage relevant sind. Dazu gehören
- die Tragstruktur,
- die Maschine einschließlich elektrotechnischen Einrichtungen des Betriebsführungs– und Sicherheitssystems
- die Rotorblätter
Neben der „Wiederkehrenden Prüfung“ werden Windenergieanlagen zusätzlich regelmäßig kontrolliert. Hersteller und Versicherer der Anlage schreiben in ihren Wartungsheften und Verträgen die Einzelheiten dieser Prüfungen fest.
Nicht zuletzt ist es für die Betreiber von Windenergieanlagen schon aus wirtschaftlichen Gründen wichtig, dass ihre Anlagen möglichst ohne Unterbrechung Strom erzeugen. Sie sind also daran interessiert, sie in einem technisch einwandfreien Zustand zu halten. Deshalb werden viele Windparks in Deutschland rund um die Uhr fernüberwacht. Mögliche Probleme werden so schnell erkannt und gelöst.
Niemand darf also einfach eine Windmühle Marke „Eigenbau“ irgendwo in der Landschaft aufstellen, sondern es gibt zahlreiche Standards für Konstruktion, Errichtung und Betrieb, die regelmäßig überprüft werden.
Und wenn es brennt?
Tatsächlich sind Brände die am häufigsten vorkommenden Havarien an Windenergieanlagen. Allerdings sind sie angesichts der Zahl von Windrädern in Deutschland immer noch sehr selten. Ursachen für Brände sind meist technische Fehler oder seltener Blitzeinschläge. Moderne Windenergieanlagen sind deshalb mit Blitzschutzsystemen ausrüstet und verfügen über wirksame und geprüfte Brandschutzmechanismen. (BWE Hintergrundpapier, Seite 6) Sie sind schon bei der Materialauswahl in der Turbine so gebaut, dass sich dort kein Feuer ausbreiten kann. Zusätzlich verfügen sie über automatische und doppelt gesicherte Feuerwarn- und Löschsysteme. Melden die Sensoren Rauch, schaltet die Anlage automatisch ab. Fängt eine Anlage Feuer, ist es für die Umgebung daher nicht gefährlich.
Für Windenergieanlagen im Wald werden zusätzliche Löschwasserzisternen eingerichtet. Mit dem Wasser aus diesen unterirdischen Becken kann die Feuerwehr dann auch das Feuer löschen, das eine achtlos weggeworfene Zigarette entzündet hat. Und: Die Zufahrtswege zu den Windenergieanlagen kann die Feuerwehr auch bei jedem Waldbrand nutzen.