Projekt-Tagebuch zum Repowering
Beim Repowering-Projekt im Landkreis Alzey-Worms ersetzt JUWI fünf Altanlagen des Windparks Spiesheim, die im Jahr 1997 errichtet wurden. Ende 2021 wurden die fünf Altanlagen vollständig abgebaut und auch die Fundamente komplett aus dem Boden entfernt. Rund ein Jahr später ist die neue Anlage am Netz. Christian Hinsch, Leiter der Unternehmenskommunikation, erläutert das Projekt sowie die Besonderheiten und Vorteile des Repowerings im Video. Weitere spannende Aufnahmen aus den Bauphasen finden sich weiter unten.
Unser Projekt-Tagebuch
30. Dezember 2022: Die Anlage läuft
Es ist vollbracht: Kurz vor dem Jahreswechsel konnte JUWI zusammen mit dem Anlagenhersteller Vestas die Windenergie-Anlage in Wörrstadt in Betrieb nehmen. Nun soll das Windrad in den nächsten 20 Jahren fleißig sauberen Strom erzeugen und in das Netz der EWR einspeisen. Jährlich werden es – je nach Windverhältnis – bis zu 20 Mio. Kilowattstunden sein; genug Strom für den Jahresbedarf von rund 7.000 Haushalten. Im Jahr 2040 – spätestens – werden wir uns dann wieder an diesem Standort mit dem Repowering beschäftigen. Würden wir schon heute mit der Planung beginnen, wäre wohl eine Anlage der 15-MW-Klasse die erste Wahl: zum Beispiel eine Vestas V236-15.0 MW mit einem Rotordurchmesser von 236 Metern. Der Jahresenergieertrag würde sich damit annähernd verdoppeln! Zukunftsmusik? Eher nicht, denn der Protottyp der Anlage wurde im Dezember 2022 in Dänemark errichtet – und bis 2040 wird ja noch einiges passieren…
10. November 2022: Die Rotorblätter hängen
Lange mussten die Beteiligten auf die Komponenten für das Windrad und den Kran für die Montage warten. Doch im November war es dann soweit: Das Spektakel begann! Zunächst wurden die letzten drei Turmelemente aus Stahl gehoben, dann folgten das Maschinenhaus, der vormontierte Triebstrang mit Getriebe und Generator sowie die Rotorblattnabe. Zum Abschluss das Highlight: Majestätisch schwebten die Windfänger Blatt für Blatt bis zur Nabenhöhe von 166 Metern, und dort wurden sie von schwindelfreien Monteuren in Empfang genommen und fest verschraubt. Noch in diesem Jahr soll die Inbetriebnahme folgen.
12. Juli 2022: Die Übergabestation steht
Parallel zum Bau der Windenergie-Anlage wird auch alles für den Netzanschluss vorbereitet. Ein wichtiger Baustein ist die Übergabestation. Diese befindet sich rund 1.100 Meter von der Windenergie-Anlage entfernt, und dort wird der Windstrom in das 20-kV-Netz der EWR eingespeist. Das Häuschen hat eine Größe von 4,80m x 2,50m x 3,60m (Länge / Breite / Höhe) und wiegt rund 22 Tonnen. Es handelt sich um eine begehbare Beton-Station mit gasisolierter Mittelspannungsschaltanlage (Typ Siemens 8DJH), geliefert von der Firma Isoblock aus Osnabrück.
6. Juli 2022: Der Betonturm ist fertig
Ende Juni / Anfang Juli wurde der Betonteil des Anlagenturms errichtet. Knapp eine Woche brauchte das Bauteam der Max Bögl Wind AG für die Montage. Nun steht der knapp 90 Meter hohe Turm in der rheinhessischen Landschaft und wartet auf die Fortsetzung der Bauarbeiten im August. Eine Besonderheit des Turmes ist schon jetzt gut erkennbar: Die unteren Elemente sind farblich in Brauntönen gehalten, um einen optisch sanften Übergang zu den umgebenen Getreidefeldern zu ermöglichen.
3. Mai 2022: Nun geht es richtig weiter
In den letzten Wochen wurden südwestlich des JUWI-Firmensitzes fleißig Erdmassen bewegt. Zwischen Wörrstadt und Spiesheim beginnt nun der Bau der Vestas V150 mit einer Nabenhöhe von 166 Metern, einem Rotordurchmesser von 150 Metern und einer Nennleistung von 5,6 Megawatt. Die Zuwegung, Kranstellflächen und Lagerflächen für die Komponenten sind fertig; dabei wurden auch die alten, Ende letzten Jahres mit einem Steinbrecher zerkleinerten Fundamente der fünf Altanlagen aus Spiesheim eingearbeitet. Zuletzt wurde der Fundamentboden mit 98 Säulen, die fünf Meter tief in den Boden ragen, verfestigt und die Sauberkeitsschicht aufgetragen. Die wird nun exakt ausgemessen, bevor der aus Stahl bestehende Fundamentkorb mit dem Anschlussflansch (Ankerkorb) für das unterste Turmsegment geflochten wird.
Dann rollen in den nächsten Tagen die Betonmischer: Rund 95 Fahrzeuge mit insgesamt 750 Kubikmeter Beton vervollständigen das Fundament, das einen Durchmesser von 24 Metern und eine maximale Höhe von 2,80 Meter haben wird. In den nächsten Wochen härtet das Fundament dann aus, bevor es im Juli mit dem Aufbau des Windrads weitergeht.
13. Dezember: Da gehen sie dahin
Gnadenlos rattern die Laufbänder und Walzen des Steinbrechers – und zermahlen die Betonstücke der fünf Fundamente der Altanlagen direkt vor Ort. Das Ergebnis: ein sehr gutes Baumaterial, das sich hervorragend weiter nutzen lässt. In diesem Fall direkt vor Ort: Das klein gemahlene Substrat wird in Kürze für den Bau der neuen Windturbine in diesem Repowering-Projekt verwertet.
Wenn alle demontierten und zerkleinerten Anlagenkomponenten in Spiesheim abtransportiert sind, werden die alten Standorte wieder eingeebnet und können – wie vor 25 Jahren – auch wieder landwirtschaftlich genutzt werden; so wie alle Äcker rund herum ja auch während der außergewöhnlich langen Betriebszeit der fünf Enercon-Windräder.
23. November: Das große Schneiden & Meißeln
Seit einigen Tagen schimmern in der Dämmerung kleine Blitze über die rheinhessischen Felder oberhalb von Spiesheim. Nachdem im Oktober alle fünf Altanlagen demontiert wurden, geht es nun an das Zerkleinern der Anlagenkomponenten. Mit Schneidbrennern zerlegen die Bauarbeiter die Stahltürme in kleine Happen: Auch andere Metallteile wie Generatorring, Hauptträger und Rotornabe werden fachmännisch zerschnitten. So lassen sich die Materialien problemlos wieder dem Wertstoffkreislauf zuführen.
Parallel dazu haben die Arbeiten begonnen, mit dem Baggermeißel die Fundamente zu zerstören. Die Kreuzfundamente werden so komplett aus dem Boden geholt. Anschließend werden Eisen und Beton voneinander getrennt: Metall geht zum Schrottwerk, der Beton der fünf Fundamente wird in Kürze von einem sogenannten Brecher vor Ort weiter zermahlen und später beim Bau der neuen Anlage in direkter Nachbarschaft genutzt.
Bleiben noch die Rotorblätter: Die werden demnächst ebenfalls vor Ort zerschnitten und dann in einer Recyclinganlage zu Granulat aufbereitet. Diese kann dann als Füllmaterial zum Beispiel im Straßenbau verwendet werden. Auch dieses Material fließt also in der Wertstoffkreislauf zurück.
25. Oktober: Der Abbau beginnt
Als die Arbeiten an diesem Montag im Oktober begannen, war es bitter kalt, die Nacht war noch schwarz, und der Nebel kroch über die leicht angefrorenen Felder in Rheinhessen. Bereits um 4.00 Uhr in der Frühe starteten die Mitarbeiter der Kranbaufirma damit, die beiden Autokrane startklar zu machen. Als die Sonne dann begann, vermehrt am Horizont zu schimmern und den Nebel mehr und mehr zurückdrängte, konnten die Monteure ihren Arbeitskorb klarmachen. Am Kranhaken ging es nach oben, um in 65 Meter Höhe alles für den Abbau der Rotorblätter und der Rotornabe vorzubereiten. Kurz vor Mittag war der Rotorstern dann demontiert und sicher zum Boden abgelassen. Am Nachmittag ging es weiter mit den drei jeweils 21 Meter langen Stahlrohrtürmen. Diese werden in den nächsten Tagen direkt vor Ort „mundgerecht“ für ein Stahlwerk zugeschnitten und abtransportiert, um wieder eingeschmolzen zu werden. Bis Ende der Woche sollen alle fünf Windräder demontiert sein.
21. September: Beginn Repowering in Spiesheim
Alle Räder stehen still, wenn ... Kein starker Arm, sondern ein schlichter Mausklick in der Leitwarte des Netzbetreibers EWR hat an einem Montagmorgen im September die fünf alten Windräder in Spiesheim zum Stillstand gebracht. Nachdem das Netz spannungsfrei geschaltet wurde, trennten zwei Mitarbeiter der EWR Netz GmbH morgens gegen 8.00 Uhr die Einspeiseleitung vom Strommast ab. Direkt im Anschluss begannen die von juwi beauftragten Baufirmen damit, einen Teil des Mutterbodens zwischen den Anlagen abzuschieben, um die alten Kabel aus dem Boden zu holen.
Mai/Juni 2021: JUWI bringt Repowering-Projekt durch die Mai-Ausschreibung
So schnell kann es gehen: Im April erhielt das Projekt Wörrstadt III die Genehmigung, zum 1. Mai nahm JUWI damit an der Ausschreibungsrunde teil und erhielt nun den Zuschlag der Bundesnetzagentur für die 5,6-Megawatt-Anlage vom Typ Vestas V150.
Insgesamt lag die Ausschreibungsmenge bei 1.243 Megawatt, der Höchstzuschlag bei den maximal möglichen 6,00 Cent pro Kilowattstunde, die durchschnittliche Zuschlagshöhe mit 5,91 Cent leicht darunter. Im Gegensatz zur Februar-Ausschreibungsrunde wurde mit 137 Geboten mit zusammen 1.161 Megawatt die Gebotsmenge fast vollständig ausgeschöpft. Allerdings hatte die Bundesnetzagentur in dieser Ausschreibungsrunde erstmals das Ausschreibungsvolumen von 1.500 Megawatt nach den gesetzlichen Vorgaben reduziert, da eine Unterzeichnung drohte.
März 2021: Genehmigungserhalt Repowering Windpark Wörrstadt / Spiesheim
Genehmigung an historischem JUWI-Standort: Ein Grund zum Feiern hatte Aleksey Atanasov und das gesamte Team in Wörrstadt Ende März. Nach eineinhalb Jahren Verfahrensdauer ist der BImSch-Genehmigungsbescheid für das Repowering-Projekt in Wörrstadt an der Kreuzung Richtung Spiesheim endlich da. Projektmanager Aleksey Atanasov zeigt auf den neuen Standort und hält voller Stolz die Genehmigung in der Hand. Aufgrund des rechtskräftigen Flächennutzungsplans aus dem Jahr 2015, der Siedlungsabstandsregelung sowie der Schallproblematik ist lediglich der Bau einer Anlage möglich. Die Windenergie-Anlage vom Typ Vestas V150 mit 5,6 MW Leistung, 150 Meter Rotordurchmesser und 166 Meter Nabenhöhe wird dann die fünf Altanlagen vom Typ Enercon E-40, die Ende der Neunzigerjahre dort errichtet wurden, ersetzen.