Windenergietage 2024: Zwischen Politik, Klimaaktivismus und Künstlicher Intelligenz
„Irgendwer wartet immer“ lautete das diesjährige Motto der 32. Windenergietage in Linstow. Wie immer kamen mehr Besucherinnen und Besucher zum sogenannten „Klassentreffen der Windbranche“ als im Jahr zuvor. Diesmal waren es 3.800, und klar – da kann es auch mal zu Warteschlangen beim Check-in oder der Essenschlange kommen. Doch die Windenergietage wären nicht die Windenergietage, würde die Zeit in der Schlange nicht schon dazu genutzt, alte Bekannte zu treffen und neue kennenzulernen.
Warten auf Neuigkeiten? Diesmal nicht!
Doch gemeint war natürlich etwas anderes und Western-Fans haben das Zitat gleich erkannt: Mit diesen Worten lässt Charles Bronson die enttäuschte Claudia Cardinale am Ende des Klassikers „Spiel mir das Lied vom Tod“ stehen. Und in der Windbranche? Wird auch gern mal gewartet – auf die Genehmigung, den Netzanschluss, grünes Licht für den Schwerlasttransport.
Worauf in diesem Jahr in Linstow nicht gewartet werden musste, waren Neuigkeiten. Kaum hatten sich die Stabilsten von der Nachricht der Wiederwahl Donald Trumps halbwegs erholt, zerbrach die Regierung in Berlin. Auf wichtige Gesetzesvorhaben muss deshalb möglicherweise noch länger gewartet werden, schlimmstenfalls für immer.
Ausreichend Gelegenheit für fachlichen Austausch – und gegenseitiges Mut machen
Da ist es gut, dass die Windenergietage ausreichend Zeit und Raum für informativen und sozialen Austausch boten. Im JUWI-Forum zum Beispiel beantwortete Tobias März, Vertreter der Letzten Generation, Fragen nach der Sinnhaftigkeit von Klimaaktivismus angesichts der globalen Lage. Sein Mutmacher: Aufzuhören, nur weil die anderen zweifeln, ist keine Alternative. Stattdessen müsse man sich an den eigenen Werten orientieren und den Schulterschluss mit Gleichgesinnten suchen.
Weitere wichtige Themen im JUWI-Forum waren der Einsatz von Künstlicher Intelligenz in der Windbranche und der Umgang mit weniger bekannten Genehmigungshürden wie seismologische Messstationen und Geothermie. Die unternehmenseigene Produktentwicklung präsentierte neue (Produkt-)Ideen für eine optimierte Betriebsführung, die externen Experten Holger Fritsch von Bachmann Monitoring und Burkhard Steinhausen von PSW Energy sprachen über KI bei der Anlagenüberwachung und Batterieeinsatz im Windpark.
Mehr als 30 weitere Foren und Themenhäuser sorgten darüber hinaus für eine thematische Spannbreite vom kleinsten KI-Bit bis zum größten Kran. Als neuer Trend scheinen sich kreative oder bewusst lässige Titel durchzusetzen. So war von der „Revolution im Digitalen Ökosystem“ und „Melodie im Wind. Tanz der Rotorblätter“ zu lesen; „Come as you are“ wurde ebenso vorgeschlagen wie „Lass mal was zusammen machen“.
Letztes ist natürlich Pflichtprogramm bei den Windenergietagen. So konnten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer diesmal an unterschiedlichsten Spielen beweisen, beim Dosenwerfen, Minigolf oder 4 gewinnt, oder sich einfach die regionalen Getränke der Aussteller schmecken lassen.
Zu hoffen bleibt, dass die kommenden Windenergietage vom 12. bis 15. November in Potsdam weniger politische Turbulenzen bringen und die Windbranche nicht enttäuscht wie Claudia Cardinale inmitten einer Baustelle für ein großes Projekt zurückbleibt. Das Motto 2025: Entscheidungen - denn es ist Ihre Welt. Das lässt sich auch als Mutmacher verstehen. Und schließlich hat auch die Westernstadt Sweetwater eine glänzende Zukunft vor sich.