2023: Ein Rekordjahr für die Erneuerbaren
260 TWh Strom erzeugten die Erneuerbaren 2023
Jedes Jahr ermittelt das Fraunhofer ISE die Anteile der verschiedenen Energieformen an der Stromversorgung auf Basis der Stromerzeugungsdaten der Leipziger Strombörse EEX und des europäischen Verbands der Übertragungsnetzbetreiber ENTSO-E. Das in vieler Hinsicht schwierige Jahr 2023 entwickelte sich demnach zum Rekord für die Erneuerbaren: Photovoltaikanlagen, Windparks und Co erzeugten insgesamt 260 Terawattstunden (TWh) klimafreundlichen Strom. Das sind nicht nur rund 7,2 Prozent mehr als im Vorjahr (242 TWh). Es ist laut Fraunhofer ISE auch ein neuer Rekordanteil an der Last, also am Strommix, der tatsächlich aus der Steckdose kommt: Er stieg von 50,2 Prozent im Vorjahr auf 57,1 Prozent 2023.
Wind lieferte ein Drittel der Stromversorgung
Den größten Anteil an der öffentlichen Stromversorgung hatte im vergangenen Jahr die Windenergie. Mit fast 140 TWh lieferte sie gut 14 Prozent mehr als 2022 und stellte 32 Prozent der Stromproduktion. Damit lag sie deutlich vor Braunkohle (17,7%), Erdgas (10,5%), Steinkohle (8,2%) und Kernenergie (1,5%). Photovoltaik-Anlagen hatten im Durchschnitt einen Anteil von 12 Prozent und haben damit Steinkohle und Erdgas überholt.
CO₂-Emissionen sanken deutlich
In der Folge gibt es weitere gute Nachrichten: Die CO₂-Emissionen sanken laut Zahlen der Berliner Denkfabrik Agora Energiewende mit 673 Millionen Tonnen CO₂ auf den niedrigsten Stand seit den 1950er Jahren. Allein der Rückgang des Kohlestromanteils sparte 44 Millionen Tonnen CO₂. Insgesamt sank der Ausstoß des Energiesektors um 46 auf 177 Millionen Tonnen CO₂ – und hat sich damit im Vergleich zu 1990 mehr als halbiert.
Es gab auch ein paar Wermutstropfen
Ein rundum positives Jahr für die Erneuerbaren also? Zur Wahrheit gehört auch, dass nicht nur die Stromerzeugung aus Kohle, sondern auch der Stromverbrauch insgesamt zurückging. Damit stieg bei wachsender Produktion der Anteil der Erneuerbaren überproportional. Auch konnte die Bundesregierung die sehr ehrgeizigen Ausbauziele für Wind an Land nicht einhalten. Zwar wurden laut Agora Energiewende Windparks mit einer Leistung von 2,9 Gigawatt (GW) neu errichtet und angeschlossen. Geplant waren indes 4 GW. Und ab diesem Jahr ist ein durchschnittlicher Zubau von 7,7 GW jährlich nötig, um auf die für 2030 eingeplante Windleistung von 115 GW zu kommen. Ein wichtiger Schritt in diese Richtung ist, dass die Genehmigungen von neuen Projekten zugenommen haben. Tatsächlich stieg laut Agora Energiewende die Leistung der genehmigten Windprojekte um 74 Prozent gegenüber 2022 auf genau die benötigten 7,7 GW.
Zu den sinkenden CO₂-Emissionen trug zudem auch die Industrie bei: Um 20 Millionen Tonnen sank der Ausstoß von Treibhausgas. Grund hierfür sind unter anderem Produktionsrückgänge aufgrund der getrübten Wirtschaftslage. Und es bleiben ja noch die Sorgenkinder Verkehr und Gebäude, die beide laut Agora Energiewende ihre Ziele deutlich verfehlten, weil es nicht gelang, die CO₂-Emissionen zu senken.
Sonne und Wind als gute Partner
Doch zurück zu den Erneuerbaren im Stromsystem. Die Zahlen des Fraunhofer ISE belegen, wie gut sich Wind und Photovoltaik ergänzen. Denn während die Windenergie vor allem im Winter zwischen Oktober und Januar ihre Produktionsspitzen mit hohen Vollaststunden hat, gleicht die Photovoltaik die schwächere Windproduktion zwischen Mai und September zu großen Teilen aus.
Auch die ganz Kleinen feierten einen Rekord
Dafür sind auch zwei weitere Solar-Rekorde verantwortlich: Laut Bundesverband Solarwirtschaft gingen 2023 mehr als eine Million neuer Solaranlagen zur Strom- und Wärmeerzeugung ans Netz. Allein die Photovoltaikleistung wuchs um 14 Gigawatt. Noch nie war es so viel. Und noch nie wurden so viele Menschen zu Sonnenstromerzeugern: Die Hälfte der neuen PV-Leistung wurde auf privaten Dächern und Balkonen errichtet. Denn auch die Mikro-PV feierte einen Rekord: 260.000 Balkonkraftwerke, dreimal so viele wie im Vorjahr, mit einer Gesamtleistung von 0,2 GW wurden bei der Bundesnetzagentur 2023 registriert.
Alle, die mehr wissen wollen, finden ausführliche Informationen zur Stromversorgung 2023 hier und auf der Website Energy Charts des Fraunhofer ISE.